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Die echte Kamille ist eine seit altersher hoch geschätzte Heilpflanze. Sie fördert die Wundheilung, ist entzündungshemmend und wirkt antibakteriell. Medizinische Verwendung finden ausschließlich die Blüten. Das ätherische Öl der Echten Kamille enthält vor allem Matricin und a-Bisabolol.
Aber
- kann ich die Blüten selber ernten und Tee oder eine Tinktur herstellen?
- wie erkenne ich die Echte Kamille?
- welche Wirkung und Verwendungsmöglichkeiten hat die Kamille?
- wo und wann finde ich die echte Kamille?
- hilft Kamille wirklich bei Zahnfleischentzündung?
Natürlich kannst du Kamille selber ernten und auch zu einer Tinktur oder Tee verarbeiten. Jetzt kommt das große ABER: Du brauchst dazu die Pflanzen. Sie will in der Natur gefunden und sicher bestimmt werden. Rezepte und weitere Anleitungen findest du in Büchern oder im Internet. Aber wie kommst du an die Kamillen? Wo, wann, wie wachsen sie denn? Wie riechen sie? Wie sehen sie aus? Gibt es zum Verwechseln ähnliche Pflanzen?
Ich habe hier ein kleines Video mit ersten Eindrücken vom Feld mit Kamille gemacht: https://youtube.com/shorts/X6rVNN7nRjc
Die krautig wachsende Echte Kamille, mit ihren kleinen fiedrigen Blättern und Blüten ähnlich wie beim Gänseblümchen, findest du oft zusammen mit Mohnblumen und Kornblumen oder neuerdings auch mit Marokkanischen Leinkraut. Das sieht sehr fotogen aus und lädt dazu ein, sich einen schönen Blumenstrauß zu pflücken. Andererseits zeigen dir die Pflanzen damit ihre Standortansprüche. Alle sind einjährig und müssen bis zum Sommer blühen und Samen produzieren, damit sie im nächsten Jahr wieder zur Stelle sind. Zudem brauchen sie offene Flächen und Nährstoffe zum Keimen und Wachsen. Daher findest du Kamille oft auf, an, in Getreidefeldern, Brachflächen oder auf Ödland. Daher - Sommer = Blütezeit und Getreidefelder, Ödland = Standort.
Und kennst du das auch? Herrliche Sommerausflüge auf`s Land. Und dann diese wunderschönen Felder mit farbigen Klecksen. Rot, blau oder weiß im gelben Getreidefeld. Die Sonne wärmt die Haut, der Wind fährt durch`s Haar. Dazu trällert noch hoch oben eine Lerche oder ruft in der Ferne der Kuckuck. Und du tauchst mit deiner Nase tief ein, in den balsamischen Duft der Echten Kamille. Ja, so schön kann ein Heilpflanzenausflug sein.
Eine Schwierigkeit gilt es noch zu überwinden. Es gibt ähnlich aussehende Pflanzen. :-(
Mutterkraut, Strahlenlose Kamille, Hundskamille, Geruchlose Kamille,... hier die Lösung :-)
Die Echte Kamille ist die einzige, deren Blütenboden hohl ist.
Schneide dazu eine Probeblüte mit dem Taschenmesser von oben nach unten durch. Ist der Blütenboden hohl, so hast du wirklich die Echte Kamille. Meinen Glückwunsch! Und nun geht`s ans Ernten.
Die beste Erntezeit hast du an einem trockenen, sonnigen Sommermittag. Dann ist der Wirkstoffgehalt in den Pflanzen am höchsten. Ein Handstrauß als Menge ist völlig ausreichend. Pflücke nur voll aufgeblühte Blüten. Dabei sind die Röhrenblüten in der Mitte des Blütenkopfs schön gelb und die weißen Zungenblätter außen sind etwas heruntergebogen. Nimm nur tadellose Blütenstengel, ohne Insektenbefall oder Verschmutzungen. Die Blüten werden nämlich später nicht gewaschen, sondern gleich weiter verarbeitet.
Zu Hause angekommen, knipst du dann die Blüten von den Stengeln. Das geht ganz einfach und zügig. Nun ist noch eine Entscheidung fällig. Setzt du eine Tinktur an oder trocknest du die Blüten für einen aromatischen Heiltee? Oder machst du beides?
Für das Trocknen der Blüten breitest du sie auf ein Backblech aus und läßt sie im Ofen bei leicht geöffneter Tür trocknen, bis sie zwischen den Fingern rascheln. Bei ungefähr 30° Celsius. Nicht höher, damit die gewünschten Wirkstoffe erhalten bleiben.
Für eine Tinktur nimmst du ein sauberes Schraubglas und füllst es zu zwei Dritteln mit den Blütenköpfchen. Dann füllst du das Glas mit hochprozentigen, klaren, einigermaßen geschmacksneutralen Schnaps auf. Korn oder Wodka geht prima. Dann Deckel drauf, alles leicht durchschütteln, damit alle Pflanzenteile mit dem Alkohol bedeckt sind. Dann läßt du das ganze zirka zwei Wochen ziehen. Zwischendurch immer mal wieder alles verschütteln. Danach abseihen und z.B. schon in dunkle Tropfflaschen oder in ein anderes Glas füllen. Beschriften nicht Vergessen ;-)
Noch ein paar letzte Worte über die Anwendung und Wirkung der Kamille.
Vor allem ist Kamille entzündungshemmend und krampflösend. Sie fördert die Wundheilung, hat antibakterielle Wirkung. Auch bei Magen-Darm-Beschwerden ist sie hilfreich. Es gibt unzählige Anwendungsgebiete. Auch Kamillendampfbäder bei Erkältung, Husten, Schnupfen. Ich persönlich benutze ein paar Tropfen der Tinktur in ein Glas Wasser gegeben nach einer professionellen Zahnreinigung. Das etwas geschundene Zahnfleisch erholt sich dann doch ziemlich schnell.
Ich wünsche dir viel Spass beim Sammeln der Kamille und ein wunderbares Naturerlebnis dazu.