
Wilde Karde vs. Borreliose und andere Widrigkeiten.
5. März 2023
Die Morcheln sind da – finden und zubereiten ganz einfach
30. April 2023Weidenrinde gegen Kopfschmerzen - Wirkung und eigene Ernte.
Weidenrinde ist ein gutes pflanzliches und kostenloses Schmerzmittel. Du kannst dir dieses Heilmittel ganz einfach selber herstellen. Die Weide ist eine uralte Heil- und Nutzpflanze. Sie begleitet uns Menschen schon seit langer Zeit.
Hier erfährst du etwas über die Wirkstoffe und die Wirkung der Weidenrinde. Auch welche Weidenarten dafür in Frage kommen. Über das Ernten und Aufbewahren will ich dir berichten. Nicht zuletzt die Zubereitung, als Tee oder in Kapselform. Und dann will ich dich noch mitnehmen, zu einem Besuch in einer Korbmacherwerkstatt hier im Wendland.
In der Weidenrinde finden sich neben Gerbsäure (bitter iiih und gesund hmm) auch Flavonoide und vor allem Salicin. Salicin vom lateinischen Wort für Weide- salix- abgeleitet. Und dieses Salicin wird im menschlichen Körper zu Salicylsäure umgebaut. Und diese Salicylsäure entfaltet die Wirkung:
- schmerzstillend
- fiebersenkend
- entzündungshemmend Das war für die kräuterkundigen Heilenden altes Fachwissen. Das neue war im 19. Jahrhundert, die Isolierung und schließlich die Synthese des Stoffes bzw. die Weiterentwicklung und Vermarkttung unter dem Markenname Aspirin.
Ja aber, welche Weide ist nun die richtige, die echte zum Ernten von Weidenrinde? Es gibt nämlich 50 bis 450 verschiedene Weidenarten. Und dann können sie sich auch noch untereinander kreuzen. Achherrje.
Das war die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht: Alle Weiden enthalten Salicin. Manche ein bißchen mehr, manche ein bißchen weniger. Auf alle Fälle steigt der Gehalt an Salicin stark beim Übergang vom Winter zum Frühling in den Zweigen an, wenn die Bäume wieder Wasser nach oben pumpen. Und sinkt anschließend wieder ab. Daher ist auch der März die beste Zeit zum Weidenrindeernten.
Oft steht darum auf der gekauften Packung nur Weidenrinde oder salicis cortex. Bevorzugt wird jedoch die Silberweide und die Salweide. Es gibt Untersuchungen die denen auch einen höheren Gehalt an Salicin zuschreiben. Das deutsche Arzneibuch fordert einen Mindestgehalt an Salicin von 1,5 %. Das bekommen alle Weidenarten hin. Die Salweide und die Purpurweide kommen sogar auf 6- 8 % . Die Dosierempfehlungen für Tee beziehen sich aber auf die geforderten 1,5%.
Ubi morbus ibi remedium - Wo die Krankheit, dort das Heilmittel
Interessant ist bei der Weide auch ein Blick in die Signaturenlehre. Hier wird die unglaubliche Biegsamkeit der Weide in Verbindung mit den "steifen Gliedern" bei beispielsweise Rheuma in Verbindung gebracht. Oder der feucht-nasse Standort, mit Fieber und Erkältung. Erkältung und Fieber würde wohl solch ein Klima bei uns Menschen auslösen. Die heilende Wirkung der Weidenrinde beruht nicht allein auf das Salicin. In der Rinde finden sich noch andere Inhalstoffe, wie Gerbsäure, Flavonoide, Kampferöl und vieles mehr. Also ein ganzer Wirkkomplex. Beispielsweise die für uns bitteren Gerbstoffe können Bakterien den Garaus machen. Hinzu kommt, dass Weidenrindentee auf Dauer oft besser vertragen wird, als die synthetische Acetylsalicylsäure(ASS).
Noch ein Zusatz: Hochschwangere und Kinder sollten auf diesen Tee verzichten. Und Rücksprache mit dem Hausarzt ist auch bei Naturheilmittel sowieso immer angesagt. Es sind ja letztendlich auch Medikamente.
Die dünne saftige Rinde läßt sich mit einem Taschenmesser gut abschälen. Zu Hause angekommen legst du sie zum Trocknen aus. Ich nutze dafür wieder meinen ausgedienten Wäschetrockner und ein Leinenlaken.
Wenn dann die Rinde nach wenigen Tagen zwischen den Fingern raschelt, ist sie ausreichend getrocknet. Nun noch in handliche Ein-Zentimeter-Stücke geschnitten und schon kann alles eingetütet werden. Oder besser eingeglast werden. Am besten eignen sich dunkle, braune Gläser. Beschriften, kühl lagern und fertig.
Für die Zubereitung deines Weidenrindentees brauchst du ungefähr 3g von der getrockneten Rinde für 250 ml Tee. Das sind auch ca. drei Fingerspitzen voll. Traditionell wird ein Kaltwassserauszug angesetzt. Dabei wird die Rinde über Nacht in kaltem Wasser eingeweicht und am nächsten Tag aufgekocht. Heutzutage muss allerdings alles sofort verfügbar sein. Daher gibt es Weidenrinde als Extrakt in Kapseln oder pulverisiert für den schnellen Tee.
Am Wasser gebaut
Dem Winde vertraut
So biegsam und weich
Im Heilsamen reich
Bewegt und gelassen:
Das kann uns erfassen!
Jürgen Wagner
In Gedelitz bei Trebel habe ich das Korbflechteehepaar Ortrud und Uwe Zitterbarth besucht und mich eingehend über die Verarbeitung von Weide informieren lassen. Es ist unglaublich spannend und lohnenswert. Ich habe so viel über die Weide, ihre Farben, Gestaltungsmöglichkeiten, Anbau, das Flechten erfahren. Es gibt ganz filigranes feines Flechtwerk, aber auch grob bäuerliches. Wie hier diese Kartoffelkörbe. Da habe ich nach etwas typisch Wendländischem gefragt. Die Zitterbarths haben mich ausgesprochen freundlich empfangen, die Werkstatt und Vorräte an Weidenruten gezeigt, mir ihre Zeit geopfert und all meine Fragen beantwortet. Nochmals ein Dankeschön an dieser Stelle. Ein Besuch lohnt sich.
https://werkstatt-weidenwinde.jimdofree.com/