
Wilde Tulpe
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Der Ackerschachtelhalm
31. Mai 2022Der Waldmeister ( Galium odoratum) - "Ein irrer Duft vom frischen Heu". *
Im Mai 2022. Ist der Waldmeister nun ein Wildkraut oder ein Heilkraut? Oder geht beides? - ja es geht, beim Waldmeister schon. Aber am liebsten ist den Deutschen der Waldmeister als Würzkraut, zum Aromatisieren des Maiweins, der Waldmeisterbowle oder für den Waldmeistersirup.
Es ist sein einzigartiger süßlich-herber Duft der faszieniert und ein ebensolcher Geschmack. Hm, kennst Du ihn nicht auch, den herrlichen Duft wie nach Heu einer frisch gemähten Frühsommerwiese? Der frische Morgentau ist förmlich unter den Füßen zu spüren, die warmen Sonnenstrahlen kitzeln die Nase, ein sattes Grün mit bunten Blumenklecksen darin erfreut das Auge. Ein wohliges Gefühl durchströmt den Körper, Man möchte die Arme ausbreiten, sich wiegen und tanzen und in fröhliche Gesichter schauen. Frühlingsgefühle, Maistimmung und Waldmeister, der Herzfreund.
Herzfreund ist auch eine seiner volkstümlichen Bezeichnungen. Aber auch Maikraut, Leberkraut, Sternkraut, Waldmännlein und viele andere Namen.
Und so vielseitig wie seine Namen, sind auch seine Heilwirkungen. So kann er positv auf die Leber, auf das Herz, auf Kopfschmerz oder Migräne, auf Unruhe, Einschlafschwierigkeiten oder gar Schwermut wirken. Doch bedenke "Sola dosis facit venenum". Nur die Dosis macht das Gift.( nach Paracelsus) oder genauer: "Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein Ding kein Gift sei."
Als Hauptwirkstoff im Waldmeister gilt das Cumarin. Und bereits 1868 gelang die chemische Synthese von Cumarin und ein paar Jahre später wurde es schon kommerziell eingesetzt. Ein Medikament mit dem Handelsname Macumar ist ein Cumarinabkömmling und hat Einfluß auf das Herz. Es ist vereinfacht gesagt, blutverdünnend. Zudem gibt es pflanzliche Medikamente mit Cumarin( z. B. aus Steinklee) die hepatoprotektiv, was für ein schönes Wort, also leberstärkend sind. Waldmeister wirkt auch gefäßerweiternd, krampflösend. Nimmst Du jedoch zu viel Cumarin auf , kann alles ins Gegenteil kippen. So schreibt auch das Bundesinstitut für Risikobewertung, bei Überdosierung kann es zu Kopfschmerzen, Benommenheit bis hin zu Leberschäden bei besonders empfindlichen Personen kommen. Die aber behebbar sind, indem die weitere Zufuhr von Cumarin gestoppt wird. Daher errechnete das Institut eine allgemein verträgliche Dosis von 0,1 mg pro kg Körpergewicht.
Und das bekommt Du mit 5-7 Stängel des angewelkten Waldmeisters auf 1 Liter Waldmeisterbowle hin. Ganz herz- und leberfreundlich, genußvoll und vielleicht in frühlingstaumelnde Freude geratend.
Doch wie kommst Du nun zum Waldmeister für Deine Maibowle? Vielleicht machst Du an einem der ersten schönen Maientage mit Freunden, Deinen Liebsten oder auch die Stille genießend, ganz allein, Dich auf in einen schattigen Buchenwald. Eichen dürfen auch dabei sein. Krautreicher Unterwuchs ist auch gut. Hier findest Du sicher den Waldmeister. Oft bedeckt er große Flächen mit seinen 15- 30 cm hohen aufrechten unverzweigten Stengel.
Typisch sind die quirlig um den kantigen Stiel angeordneten lanzettlichen grasgrünen zarten Blättchen. Wichtig beim Erkennen der Pflanzen sind die einzeln stehenden, unverzweigten Stengel. Denn den Waldmeister erkennst Du noch nicht an seinem besonderen Duft. Dieser entwickelt sich erst später, beim Anwelken des Krauts.
Der Waldmeister ist eine zarte Pflanze. Du kannst die Stengel mit den Fingern unter den ersten drei Blattquirlen mit den Fingern abknipsen oder auch abschneiden. Traditionell wird der Waldmeister für die berühmte Bowle vor der Blüte geerntet. Die Blüten sind wie kleine weiße Sternchen in Trugdolden angeordnet.
Hast du Deinen Waldmeister nach Hause getragen, binde ein kleines Bündel davon und hänge es luftig schattig auf. Beim Welken wird nun das Cumarin freigesetzt. Und wenn dann der ganze Raum, bei mir nach etwas mehr als einem Tag, herrlich nach Waldmeister duftet, dann ist es Zeit die Bowle anzusetzen.
Für die Bowle nehme ich eher einen lieblichen Wein, wegen der Süße. Da werfe ich das ganze Kraut hinein ( 5-7 Stengel)und lasse es über Nacht im Kühlschrank ziehen. Ich will ja auch was schmecken. Die im Kraut enthaltenen Bitter- und Gerbstoffe finde ich nicht arg. Bitter sind für mich Wermut, Tausengüldenkraut oder Wegwartenwurzel. Beim Waldmeister schmecke ich die nicht heraus.
Ja und am nächsten Tag, den Waldmeister herausfischen und mit Sekt aufgießen. Freunde einladen und den Mai willkommen heißen. Ein Prosit der Gemütlichkeit ;-)
Ahoi, bis zum nächsten mal!
P.S. Ach das Sternchen * in der Überschrift: "Ein irrer Duft von frischem Heu" ist eine DEFA Filmkomödie aus den 70er Jahren nach einem Lustspiel von Rudi Strahl, sehenswert.