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3. März 2022Können Bäume hören? – Das Judasohr (Auricularia auricula judae)
Im Februar 2022. Der Winter will nicht enden. Draußen ist es trübe und schon den dritten Tag in Folge regnet es. So richtig schön ist es nicht. Jedoch fällt mir just in diesem Moment ein, es gibt ja Winterpilze die genau solch ein Wetter zum Gedeihen brauchen. Also die Regenjacke an, den Pilzkorb geschnappt und ab Richtung Krummasel zum Weiher mit den alten Holunderbüschen. Ich will nach Judasohren schauen.
Und siehe da, sogleich habe ich das erste Baumohr entdeckt und denke: Können Bäume hören?
Das Judasohr hat so viele verschiedene Namen wie: Waldohrpilz, Holunderschwammpilz, Holzohr, Wolkenohrpilz, Chinesische Morchel, Black Fungus, Mu Err oder Chinamorchel.
Die verschiedenen Namen des Judasohres verraten schon einiges über diesen Pilz. So über sein Aussehen (Ohren) und den Wuchsort (Holz/ Holunder). Einige Exemplare sehen wirklich wie lustige Ohren des Baumes aus. Die Judasohren sind Wildpilze, die auch im Winter Fruchtkörper ausbilden und zum Pflücken einladen. Noch dazu wachsen sie vorwiegend an einer vielseitigen und sagenumwobenen Heilpflanze, dem Holunder. Das muss doch gut sein.
Zum Wachstum brauchen diese Pilze etwas mildere Temperaturen und viel Feuchtigkeit. Also die beste Gelegenheit für verregnete Spätwintertage sich aufzumachen und Pilze sammeln zu gehen...im Winter? Das glaubt Dir keiner!
Bevor ich auf diesen Wildpilz näher eingehe, will ich Dir verraten, was Du eigentlich mit diesen Pilzen anfangen kannst.
Zum einen wird er in der traditionellen chinesischen Medizin als Heilpilz eingesetzt. Es werden diesem Vitalpilz vitalisierende, immunstimulierende und durchblutungsfördernde Eigenschaften zugeschrieben. Er enthält viele Spurenelemente und Vitamine. Zum anderen hat er als Speisepilz hervorragende Eigenschaften.
Wenn Du die asiatische Küche magst, dann werden Dir diese Pilze schon des öfteren begegnet sein. Sie werden gern in Suppen und Gemüsegerichten unter dem
Namen Mu Err Pilz oder chinesische Morcheln verwendet.
Ich habe die Wildpilze selbst gesammelt und in einer asiatisch angehauchten Suppe angerichtet. Weiter unten findest Du auch eine Rezeptidee.
Doch jetzt noch einige Informationen zu den Judasohren.
Diese essbaren Wildpilze findest Du vor allem auf alten Holundersträuchern. Er wächst ganzjährig, kommt im zeitigen Frühjahr jedoch häufiger vor. Gerne auch
auf altem Holunder in Wassernähe. Also schaue eher auf Holunderbüsche in Bach/ Teichnähe oder in feuchten Niederungen. Judasohren bevorzugen feuchtes
Laubholz. Am liebsten wächst er auf Holunder. Meist auf Sträuchern oder Teilen davon, die bereits abgestorben sind, auf dem Boden liegen oder deren Rinde sich abgelöst hat.
Sie wachsen oft in Gruppen zusammen. Manchmal auch ganz dicht und ineinander verwachsen. Dem Gattungsnamen Ohrlappenpilze machen sie alle Ehre, wie auf den Fotos gut zu sehen ist. Der Pilz fühlt sich gallertartig- knorpelig an und lässt sich oft ganz gut per Hand vom Holz lösen. Er hat eine satte rötlich-braune Farbe. Außen ist der Fruchtkörper samtig und die Innenseite ist glatt und glänzend. Ältere Exemplare sind zusätzlich innen geadert oder faltig verzweigt. Da Pilze auch irgendwann absterben und ungenießbar werden, nimm nur frische, festere und unversehrte Pilze. Am besten die, mit noch glatter Oberfläche.
Übrigens wurde er 2017 zum Pilz des Jahres gekürt. Da finden sich auch noch viele nützliche Informationen im Internet. Wenn Du Dir noch nicht ganz sicher im Pilze erkennen bist, hole Dir Rat von einem Pilzsachverständigen oder besuche doch mal ein Pilzseminar oder eine geführte Pilzwanderung.
Judasohren lassen sich gut auf dem Blech im Backofen bei 30 -50 Grad dörren und für eine spätere Verwendung aufbewahren.
Beim Trocknen schrumpfen sie sehr zusammen und werden schwarz-grau und wie mit einem weißlichen Belag versehen. Getrocknet rascheln sie zwischen den Fingern.
Genau so schnell wie sie trocknen, quellen sie auch im lauwarmen Wasser wieder auf, bevor Du sie verwendest.
Hier meine Zutaten für eine köstliche, etwas scharfe asiatische Suppe. Du brauchst eine Packung Glasnudeln, Brühe, ein Bund Frühlingszwiebeln, Zitronengras, etwas frischen Ingwer, Knoblauch und für den typischen Asiageschmack Korianderblätter. Ein bisschen von der Chillyschote, Salz und Pfeffer und natürlich die frischen Judasohren in feine Streifen geschnitten.
Die Pilze haben eine herrliche Textur. Sie bleiben bissfest und vermitteln ein wunderbar samtig-weiches Mundgefühl.
Judasohren selbst haben wenig Eigengeschmack, nehmen aber prima den Geschmack der jeweiligen Soße und Gewürze an.
Die geputzten und geschnittenen Pilze in 800 ml Brühe mit den geschnittenen Frühlingszwiebel und Gewürzen ungefähr 15 Minuten köcheln lassen. Die Glasnudeln extra kochen und abgetropft in die Suppe geben. Vor dem Servieren mit gehackten Korianderblätter garnieren. Schon fertig. Hm, das duftet lecker.